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Rezension: Hoch die Hände Klimawende (Gabriel Baunach)

Hoch die Hände Klimawende Buchcover

„Heutzutage kann es sich niemand mehr leisten sich nicht mit dem Klima zu befassen.“ Mit diesen Worten spricht eine Freundin zu mir, der ich kurz zuvor erläutert habe, warum auf meinem Blog, der teilweise ja auch ein Bücherblog ist, nun mehr Inhalte zur Klimakrise erscheinen werden.

Der Autor des Buches „Hoch die Hände Klimawende“ namens Gabriel Baunach war mir bereits aus seinen beiden Podcasts bekannt. Durch seinen Climaware Podcast, den ich mir 2021 bereits anhörte, brachte mir Gabriel damals die Gegebenheiten der Klimakrise näher. Im letzten Jahr legte er mit dem Podcast „Über Klima sprechen – der Podcast zum Handbuch von klimafakten.de“ einen drauf. Meines Erachtens richtete er sich damit vorrangig an alle, die in der Kommunikationsbranche tätig sind, vor allem aber auch an Menschen, die sich gerne fürs Klima einsetzen. Mit seiner sanften und souveränen Art in beiden Podcasts hatte mich Gabriel eigentlich schon überzeugt.

Kurz nach meinem diesjährigen Sommerurlaub, über den ich neulich auch einen Artikel in der Berliner Zeitung veröffentlicht habe, erfuhr ich dann, dass Gabriel mittlerweile auch ein Buch über den Klima-Handabdruck geschrieben hatte. Handabdruck? Was ist das denn? Ich kenne nur den Fußabdruck. Dass mir das Prinzip des Handabdrucks eigentlich schon längst bekannt ist, hatte ich zu jenem Zeitpunkt nur schon wieder vergessen. Beim Handabdruck kommt es mehr auf die Multiplikatoren-Wirkung an. Im Gegensatz zum Fußabdruck fragt der Handabdruck nicht, inwiefern ich durch meine eigens verursachten CO₂-Emissionen zum Problem mitbeitrage, sondern der Handabdruck fragt, inwiefern kann ich mithilfe meines Umfeldes ein Teil der Lösung werden. Offensichtlich bin ich nicht die Einzige die den Handabdruck vergessen hatte. Gabriel hält diese Sichtweise auf die Klimawende für so sinnvoll, dass er dem Ganzen ein 300-seitiges Buch gewidmet hat. Darin erklärt er gekonnt und praxisnah, inwiefern sich der Handabdruck vom Fußabdruck unterscheidet. Es ist sehr gut und vor allem kurzweilig geschrieben. Besonders die jeweiligen Kapiteleinführungen haben mir gut gefallen. Gabriel hat in meinen Augen ein natürliches Schreibtalent, das ihm ermöglicht sämtliche Leser und Leserinnen abzuholen und in die jeweiligen Kapitel mitzunehmen.

Herausragend fand ich seine Erläuterungen über die Ölkonzerne, die dafür gesorgt haben, dass wir alle nur den Fußabdruck im Kopf haben. Ein bisschen kam mir das alles, wie eine Enthüllungsgeschichte vor; also so ähnlich, wie bei dem Film ‚Erin Brockovich‘, in dem Julia Roberts aufdeckt, dass das Grundwasser der Stadtwerke verseucht ist. Das hat Gabriel also sehr spannend beschrieben und hatte in dem Moment eine augenöffnende Wirkung für mich. Zudem ergaben sich beim Lesen auch Parallelen zur Alkoholindustrie zum Beispiel: Immer wieder wird seitens der Alkohollobby versucht zu bagatellisieren, dass Alkohol kein Nervengift sei und dass die Person, die dann ein Problem damit entwickelt, da gefälligst selbst dran schuld sei. Gabriel bringt auch sehr passend, wie ich finde, den Vergleich zur Waffenlobby in den USA ein à la „Guns don’t kill people, people kill people.“ (Nicht Waffen töten Menschen, Menschen töten Menschen). Diese Haltung hat zur Folge, dass in den USA mehr über mentale Gesundheit als über Restriktionen im Waffengesetz diskutiert wird.  Zum allerersten Mal gehört, dass insbesondere der Ölkonzern BP hinter der Fußabdruck-Matrix steht, habe ich in der letzten Juli-Ausgabe von Kemferts Klima-Podcast. Darin wird erläutert, dass eine Gruppe von Wissenschaftlern nun diese Ölkonzerne verklagen will, da wir als Verbraucher und Verbraucherinnen mit dem Fußabdruck bewusst getäuscht worden sind. Meines Erachtens sollten diese großen Ölkonzerne wie BP, Shell, ExxonMobil, Chevron oder Total Energies in jedem Fall dafür strafrechtlich belangt werden. Sie haben jahrzehntelang vom eigentlichen Problem abgelenkt und so den Lebensraum unserer Enkel und Urenkel aufs Spiel gesetzt. Diese Folge von Kemferts Klima-Podcast ist u. a. in der ARD Audiothek verfügbar und ich verlinke sie dir hier, falls du sie dir noch anhören möchtest. Mit all diesen Ausführungen zu den Ölkonzernen beleuchtet Gabriel gekonnt die Problematik um die Wirkweise des Klima-Fußabdrucks.

Einen interessanten Blickwinkel auf die Problematik erhielt ich auch über die Matrix der Fußabdruck-Stereotype. Mit dieser Matrix war es mir zum Beispiel möglich mein persönliches Umfeld in die vier in dem Buch vorgestellten Typen einzugliedern. Zudem half mir diese Matrix auch mein eigenes Verhalten besser zu begreifen bzw. mir erst bewusst zu machen. Also allein von der psychologischen Warte aus, ist dieses Buch clever geschrieben. Es wird deutlich, warum der Fußabdruck so heikel ist. Denn irgendwann stoßen wir damit an unsere Grenzen. Was genau der Handabdruck ist, erläutert Gabriel anhand einiger Beispiele, sodass wir Lesende im Nachgang einen guten Einblick darüber haben, was mit dem Handabdruck-Konzept gemeint ist und vor allem, was wir damit alles bewegen können.

Weiterhin ist das Buch mit erkenntnisreichen Exkursen bestückt und gibt Aufschluss über sämtliche Weiterbildungsangebote zum Thema Klima. Denn wie bereits oben erwähnt: Kein Mensch kann es sich heute mehr leisten sich nicht mit dem Klima auseinander zu setzen. Das wichtigste Projekt der Menschheit entscheidet sich in diesem Jahrzehnt. Denn wir haben diese Erde nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen. [S. 298]

Dies ist ein Buch für alle Macher oder für Menschen wie mich, die starke Klimaängste und Ohnmachtsgefühle haben. Es lädt ein aus dieser Hilflosigkeitsspirale herauszukommen und selbst ins Handeln zu gelangen. Dabei ist die Eindämmung der Klimakrise mehr wie eine Art Marathon zu betrachten. Man schafft sie nur, wenn man unterwegs gut auf sich achtet. Und hier bin ich wieder bei unserer Nüchternheit: das Feine Zusammenspiel zwischen Resilienz und ganz viel Selbstfürsorge. Gabriel hat ein sehr wertvolles Buch geschrieben, das für mich genau zur richtigen Zeit kam. Ich bin so stolz auf ihn und dankbar, dass er es geschrieben hat.

Fazit: Gabriel ist wissenschaftlich fit, souverän, sprachlich clever, offen und er beherrscht die Grundsätze der gewaltfreien Kommunikation. Seine größte Stärke ist, dass er keinen Schuldigen sucht. Er stellt lediglich fest, dass wir ein Problem haben und sucht nach Lösungen dafür. So bleibt er immer im Handeln und vor allem in der Hoffnung. Sein Buch verdient 5 von 5 Sternen und ist damit eine absolute Leseempfehlung.

Falls du neugierig darauf geworden bist, findest du es in jedem Buchladen deiner Wahl oder auch online: